Mythen der Erleuchtung

conifer, daylight, evergreen

Da noch viel zu wenig über die Erleuchtung gesprochen wird, halten sich unzählige Mythen. Es wird noch sehr viel an altem Wissen und alten Erfahrungen festgehalten und stigmatisiert, was wie zu sein hat.

Meine Erfahrung ist, dass es nicht den einen Weg gibt und die eine wahre Erfahrung der Erleuchtung. So wie jeder von uns die Welt anders wahrnimmt, so hat auch jeder eine ganz eigene Vorstellung vom Göttlichen und seine ganz eigene Beziehung zu Gott/zur Quelle/zum All-Einen. Jeder erfährt deshalb sein Erwachen anders. Viele erwarten ein großes lebensveränderndes Ereignis, Licht, Zeremonie, Engel und – boom – ist alles anders. Das gibt es, ja. Aber es ist längst nicht immer so. Es kann auch plump das Erkennen des Selbst sein, das alles verändert.

Schon Jesus sagte: „Dir geschieht nach deinem Glauben.“

So ist es meines Erachtens auch. Es gibt Menschen, die erwachen, während sie einen Satz in einem Buch lesen, der sie wie aus dem Nichts erkennen lässt, wer und was sie wirklich sind, und es gibt Menschen, die sich kurz hinsetzen und bei denen sich, als wenn sich ein Schalter umlegt, die Identifikation mit dem Ego löst. Wiederum andere meditieren täglich, suchen spirituelle Lehrer auf und arbeiten zwanzig Jahre hart an sich.

Häufig gibt es ein Erwachen, das einen Prozess der Selbsterkenntnis auslöst, wobei man sich immer mehr entwickelt aus der Illusion hin zur Wahrheit (zur Einheit mit Allem-was-ist).

Bei diesem Thema, genau wie bei vielen anderen, wird noch zu sehr versucht, alles einzuordnen und in Schubladen zu pressen. Genauso wenig wie alle Eltern oder alle Frauen gleich sind, genauso wenig ähneln sich die Erleuchtungserfahrungen. Es gibt Gemeinsamkeiten, aber eben auch Unterschiede. Und wenn wir uns mal wieder daran erinnern, dass sich das Göttliche durch uns erfährt, dann macht es auch wirklich Sinn, dass es bei jedem anders ist. Das Göttliche strebt nach Ausdehnung, Wachstum und danach, sich auf unterschiedlichste Weise zu erfahren. Da wäre dreißigtausendmal die genau gleiche Erfahrung der Erleuchtung das Langweiligste, was man sich vorstellen kann.

Oft wird gedacht, und so ging es mir auch, der Bliss-Zustand (der Zustand der Glückseligkeit) müsste dauerhaft sein. Das gibt es wohl auch, wunderbar für diejenigen, aber das ist durchaus selten. Was sich allerdings ändert, ist die Sicht auf die Welt, auf das, was geschieht. Und das bereitet großen inneren Frieden.

Der Verstand bewertet konsequent. Wenn sich nun die Identifikation vom Verstand löst, hört dieses konsequente Bewerten auf. Er mag vielleicht noch weiterplappern, aber er bekommt weniger Beachtung. Was ein wahrer Segen ist! Das heißt nicht, dass dein Leben dann nur noch rosig und sonnig verläuft. Du kannst (gerade am Anfang) immer noch Angst haben, Schmerz fühlen und auch traurig sein, aber dein Umgang mit diesen Emotionen ist ein anderer. Du fühlst dich nicht mehr von Kleinigkeiten angegriffen. Du weißt, dass das, was du wirklich bist, unverletzbar ist.

Erlebst du etwas „Schönes“, freust du dich, passiert nichts, ist es auch okay …

Du hast irgendwann nicht nur das Wissen, sondern das Gewahrsein – das absolute Vertrauen, dass alles, was geschieht, aus reiner Liebe und immer für die Person geschieht. Es passiert nichts, was nicht passieren soll. Alles, was geschieht, ist genau richtig und soll genau so geschehen. Wenn du diese absolute Wahrheit fühlen kannst (nicht nur um sie weißt), sie in dir verankert ist, dann bist du frei – das ist deine Erlösung. Das Ende des Leidens. Alles ist immer gut!

Du handelst aus der Freude heraus und nicht aus einer Erwartungshaltung. Du fängst an, dem Leben zu vertrauen und mit dem Strom des Lebens zu fließen.

Stelle dir einmal vor, wenn wir in einer Welt leben würden, in der alle so hoch entwickelte Bewusstsein sind – wie würde die Welt dann wohl aussehen?

  • Wären Kriege noch nötig?
  • Wie würden diese Menschen mit der Erde, der Natur umgehen?
  • Wie wäre der Umgang miteinander?

Erleuchtung wird heute immer noch mit „allwissend“ gleichgesetzt. Dem ist nicht so. Du bekommst immer so viele Informationen, wie es gerade richtig und wichtig für dich ist. Alles, was du brauchst, ist jetzt da. Es gibt nichts zu suchen.

Was mir damals wirklich Angst bereitet hat, und womit ich deshalb unbedingt aufräumen möchte, damit dir diese Angst hoffentlich erspart bleibt, ist, dass ich gelesen hatte, wenn man erleuchtet ist, kann sich die Seele nicht mehr auf der Erde halten. Die Schwingung sei zu hoch, so dass die Seele den Körper bald verlassen müsse. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass mich das als Mutter von zwei kleinen Kindern echt fertiggemacht hat. Nicht um meinetwillen – ich weiß, dass ich unsterbliches Bewusstsein bin, aber meiner Kinder wegen. Kurz gesagt – das ist Blödsinn! Bitte glaub nicht alles, was im Internet steht. Sieh mich an – ich bin hier und ich genieße das Leben mit allen Höhen und Tiefen.

Das war aber nur eine Angst, die plötzlich hochkam. Es ist wirklich schon witzig, weil hättest du mich vor dieser Erfahrung gefragt, ob ich Ängste hätte, hätte ich dir klar „Nein“ gesagt. Ich bin total rational an die Dinge gegangen, habe mich so sehr auf meinen Verstand verlassen … Jetzt kann ich darüber laut lachen! Aber das war am Anfang nicht so. Dadurch, dass ich von der göttlichen Energie gereinigt wurde, ploppten auf einmal alle meine Blockaden auf. Das hat sich im ersten Moment richtig scheiße angefühlt. Heute weiß ich, dass es ein Geschenk war. Denn so konnte ich mir meine Ängste/Blockaden bewusstmachen, sie anschauen, annehmen, wieder lernen, zu fühlen, sie transformieren und transzendieren. Und das ist ein Prozess, der dauert.

Jetzt habe ich schon so viel geschrieben und noch nicht annähernd genug erzählt. Das Thema ist riesig, und vermutlich hast du Fragen, auf die ich jetzt gar nicht komme. Vielleicht schreibe ich einen weiteren Beitrag zu dem Thema, vielleicht lernen wir uns aber auch in einem Coaching näher kennen. Wir werden es sehen … Alles darf, nichts muss.